Development cooperation in a conflict-ridden world

Entwicklungszusammenarbeit in einer konfliktreichen Welt

Die jüngsten globalen Entwicklungen rücken das Thema Sicherheit in ein neues Licht: Der russische Angriff auf die Ukraine hat Krieg erstmals seit den Konflikten im ehemaligen Jugoslawien wieder bedrohlich nahe an die österreichische Grenze gebracht. Gleichzeitig verdeutlichen die kriegerischen Entwicklungen im Nahen Osten und Sudan das immense Leid in der erweiterten Nachbarschaft Europas. Der dortige strate- gische Einsatz von Hunger und Vertreibung als Waffen militä- rischer Auseinandersetzungen zeigt eine der erschreckends- ten Dimensionen moderner Konflikte. Im Sudan erleben wir die aktuell größte Flüchtlingskrise weltweit:

Über zwei Millionen Menschen sind auf der Flucht, die meis- ten von ihnen suchen Schutz in bereits konfliktbelasteten Nachbarstaaten wie dem Tschad, Ägypten, Äthiopien, Libyen oder Südsudan. Diese Entwicklungen stellen auch enorme Herausforderungen für die internationale Entwicklungszu- sammenarbeit dar. Seit einem Jahrzehnt wird diese durch den sogenannten Triple-Nexus verstärkt mit humanitärer Hil- fe und Friedensförderung verbunden. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit hat diesen Ansatz bereits in mehreren Projekten erfolgreich angewendet und als Hand- lungsprinzip verankert.

Neue Dynamiken in einer multipolaren Welt

Doch die globalen und regionalen Rahmenbedingungen ver- schärfen sich weiter. Das bisherige System der globalen Mul- tilateralität wird zunehmend abgelöst von internationaler Konkurrenz und Regionalisierung, begleitet von einer deutli- chen Zunahme gewaltsamer Konflikte – international, natio- nal und regional. Dieser Trend wird die Arbeit der Entwick- lungszusammenarbeit künftig noch stärker prägen.

Hinzu kommen die Auswirkungen des Klimawandels: Regel- mäßig wiederkehrende Extremwetterereignisse führen zu Mi- gration und zu mitunter gewaltsamen Auseinandersetzungen um Land-, Weide- und Agrarflächen. Gleichzeitig verschärfen sich Verteilungskämpfe um lebenswichtige Ressourcen wie Wasser und Energie. Diese Entwicklungen verleihen dem Kon- zept der nachhaltigen Entwicklung eine neue Dimension. Die österreichische Sicherheitsstrategie 2024 definiert nachhalti- ge Entwicklung als „Schutz der Lebensgrundlagen und der Umwelt“. Gleichzeitig erfordert die Komplexität der Konflikt- landschaften in vielen Regionen neue Herangehensweisen und proaktive Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft.

Drei zentrale Handlungsfelder

Für die Entwicklungszusammenarbeit ergeben sich aus diesen Herausforderungen drei zentrale Handlungsfelder:

  • Konfliktlindernde Maßnahmen: Projekte müssen gezielt darauf ausgerichtet sein, speziell regionale und nationale Konflikte mit Gewaltpotenzial zu entschärfen. Dies kann beispielsweise durch die Unterstützung lokaler Friedens- verträge geschehen.
  • Förderung von Prävention und Friedensaufbau: Projekte sollten auch direkt auf Konfliktprävention, Mediation und Friedensaufbau abzielen, wie es die österreichische Sicher- heitsstrategie fordert.
  • Stärkung der europäischen Sicherheitspolitik: Eine fokus- sierte Strategie der Entwicklungszusammenarbeit in Regio- nen wie dem Nahen Osten oder Sudan kann Spill-Over-Ef- fekte verhindern – also die Übertragung von Konflikten, die sonst überregional bis nach Europa wirken könnten.

Sicherheit als Zukunftsthema

Seit den frühen 2000er-Jahren hat das Thema Sicherheit in der Entwicklungszusammenarbeit zunehmend an Bedeutung gewonnen. Angesichts der beschriebenen Dynamiken wird sich diese Entwicklung fortsetzen. Die Entwicklungszusam- menarbeit wird ihre Rolle als präventiver Akteur ausbauen müssen – nicht nur, um ihre Relevanz im außen- und sicher- heitspolitischen Diskurs zu sichern, sondern vor allem auch, um einen nachhaltigen Beitrag zur Friedensförderung zu leisten.


This article was originally published in German by the Austrian Development Agency on 28 March 2025.

Jan Pospisil is Associate Professor at Center for Peace and Security, University Coventry in Great Britain, and Co- Peace and Conflict Investigator Resolution Evidence Platform PeaceRep, University of Edinburgh. He is engaged especially with transition processes in armed conflicts, resilience and the Connection between development and security.